Ja, ja, ich bin zu spät. Mein erstes Buch nachdem ich diese Kategorie anfangen wollte ist auch schon wieder ein paar Wochen her. Aber es was der Töpfer, der siebte, zudem noch in der ersten Wiederholungslesung, weil mir beim ersten Lesen doch so das eine oder andere unklar geblieben war, und ich wollte dann doch nicht mit so einem Werk der nicht SF/F-Trivialität beginnen.
Jetzt aber doch, zur Einleitung. Wie wars?
Naja, zum Inhalt ist sicherlich schon mehr geschrieben worden als ich je schreiben werde. Spannend im wesentlichen. Beim zweiten Lesen fallen auch die Längen im Wald nicht mehr so ins Gewicht. Tatsächlich habe ich das Gefühl die leisere Geschichte der Hallows im Gegensatz zu der lauteren Geschichte der Horkruxe besser mitbekommen zu haben.
Eine wichtige Frage ist sicherlich der christliche Gehalt. Worum geht, zusammengefasst die Geschichte? Voldemort folgt einer falschen Prophezeiung und will Harry töten, um seine Unsterblichkeit zu sichern. Lilly opfert sich selbst für ihren Sohn, rettet ihn zwar, knüpft aber einen Teil des Täters an ihn. (Das ist die Mechanik der Rowlingschen Ausgangsbasis, keine Ahnung was das wohl sonst bedeuten könnte, über das Offensichtliche hinaus, dass jeder Mensch durch Liebe in den Schrecken der Welt hinein geboren ist.) Dumbledore nun sieht sich darin gefangen (wieder durch die phantastische Mechanik so festgelegt), dass der beiden Tod nur zusammen erfolgen kann, eben das worin der wahre Gehalt der Prophezeiung liegt, und ihm bleibt lediglich die Hoffnung, dass er Harry zu einem willigen Tod hin vorbereiten kann (was er nicht besonders gut hinbekommt, meiner Meinung nach, neben dem Ring im Snatch ist das einzige was bleibt seine Hinführung Harrys zum Verständnis Riddles, was zumindest zum Ende hin wertvoll ist, weniger zur Selbsterkenntnis als mehr zur Erkenntnis der Banalität des Bösen, wenn man das so nennen kann). Dumbledore selbst aber kann mit all seiner Macht nicht Harrys Verwicklung mit seiner Bösen Seite aufbrechen (ohne Harry zu töten, vermutlich).
In das Verhältnis Harrys zu Lilly, Voldemort und Dumbledore eingebunden ist Snape wie ein Gegenpol. Der heimliche Verehrer seiner Mutter, der zögerliche Nachfolger der dunklen Lords und der heimliche Helfer Dumbledores gegen Voldemort eben wegen seiner Liebe zu Lilly. In all diesen Dingen ist er fast ein Gegenbild Harrys: von Lilly ungeliebt, von Voldemort erfolgreich um seiner vermeintlichen Macht wegen getötet, von Dumbledore ins Vertrauen gesetzt. Für Snape stellt sich nicht die Frage zu sterben, um Böses zu besiegen, sondern wofür er leben will, nachdem seine Liebe gestorben ist. Tatsächlich ist in diesem Sinn Lillys Opfer auch für Snape wirkungsvoll, da er nur hierin sich selbst erkennt und von Voldemort abwendet.
Was ist also die moralische Lehre? In einem unverkrampften Tod können wir das Böse in uns besiegen. Die Liebe zu anderen Menschen gibt Kraft zu Widerstand und Opfertod. Diese letzten Entscheidungen, wofür man leben und wie man sterben will, kann niemand einem abnehmen. Und schließlich: falle nicht auf unverständliche Prophezeiungen hinein, letztlich bestimmen deine Handlungen dein Schicksal.
In diesem Sinn ist Potter auch ein christliches Buch. Es lehrt Selbstaufopferung und Befreiung durch den Tod. Es schildert eine Gesellschaft, die ihre Stärke aus gegenseitiger Liebe gewinnt und einen Gott, der bei aller Unterstützung doch alle Freiheit lässt.